Seit dem 1. Februar arbeiten Sie als Nachfolgerin von Herrn Gotthard an der Weber-Schule. Woher kommen sie denn?
Ich war viele Jahre am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Oldenburg, habe dort Deutsch und Geschichte unterrichtet und in verschiedenen Bereichen der Schulentwicklung gearbeitet.
Fiel Ihnen der Abschied von Ihrer alten Schule schwer?
Ja und nein. Es war sehr traurig, dass ich mich von meinen Schülern und Schülerinnen und auch von vielen Kolleginnen und Kollegen gar nicht richtig verabschieden konnte, so ein virtueller Abschied ist schon sehr seltsam. Aber mich haben viele gute Wünsche hierher an die Weber-Schule begleitet, und gleich in der ersten Woche gab es so viele neue Eindrücke, dass ich keine Zeit für melancholische Rückblicke hatte.
Welche Aufgaben haben Sie als Mittelstufenleiterin?
Vor allem liegen mir natürlich die Schülerinnen und Schüler am Herzen, die ich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen möchte. Ich will dazu beitragen, dass Schulkarrieren gelingen, dass alle die Kompetenzen erwerben, die sie für ihren Lebensweg stärken. Das ist gerade in der Mittelstufe sehr wichtig, denn in diesen Jahren finden Jugendliche ihre Identität, entwickeln ihre individuelle Persönlichkeit und oft auch schon eine Vorstellung im Hinblick auf die Berufswahl. Das motiviert mich, die Angebote der Weber-Schule weiter zu pflegen, zum Beispiel die Förderangebote in einzelnen Fächern oder die Berufsorientierung. In persönlichen Beratungen muss ich genau schauen, was einem Schüler, einer Schülerin hilft, wohin der Weg gehen kann. Diese Beratungsgespräche stellen einen zentralen Aspekt meiner Tätigkeit dar.
Was macht Ihnen besonders viel Freude in Ihrem Beruf als Lehrerin?
Ganz allgemein: die Kommunikation mit jungen Menschen, man erfährt als Lehrerin sehr viel Resonanz, das ist toll. Im Unterricht freut mich am meisten, wenn Schülerinnen und Schüler an der gemeinsamen Arbeit Freude haben, wenn eigene Ideen entwickelt werden. Gruppenarbeiten, offenen Unterricht schätze ich besonders, weil ich da mit jedem Einzelnen sprechen und Lernprozesse konstruktiv begleiten kann. Auch pädagogische Aufgaben als Klassenlehrerin habe ich immer als sehr bereichernd empfunden, Feste, Ausflüge, Klassenratssitzungen. Und dann gibt es im Fach Deutsch immer wieder Aufsätze, die mich begeistern, weil sie kreativ sind, manchmal lustig oder berührend, und weil sie zeigen, wie genau und intelligent sich junge Menschen mit Literatur auseinandersetzen.
Warum haben Sie Geschichte studiert?
Das Geschichtsstudium war für mich schon früh ein „Muss“. Ich wollte einfach wissen, wie es zu den Gräueln der nationalsozialistischen Herrschaft kommen konnte. Darüber musste ich einfach mehr erfahren, und mein Leistungskurs Geschichte hat natürlich auch viel dazu beigetragen, dass mich das Fach nicht losgelassen hat.
Welche Lieblingsthemen haben Sie?
Besonders spannend finde ich nach wie vor die Zeit der 30er Jahre. Auch wenn es mittlerweile sehr viele Bücher, Dokumentationen und auch Spielfilme zu diesem Thema gibt – die Zeit bleibt für mich einer der wichtigsten Abschnitte in der deutschen Geschichte. Daneben ist die Geschichte der deutschen Teilung, vor allem die Geschichte der Mauer, für mich immer wieder faszinierend, wohl auch deshalb, weil ich drei Jahre in West-Berlin studiert und ganz in der Nähe der Mauer gewohnt habe.
Welches Fach mögen Sie lieber?
Im Studium eindeutig Geschichte, als Schulfach ein bisschen mehr Deutsch, weil man hier kreativere Möglichkeiten hat.
Und was mögen Sie am Fach Deutsch besonders?
Gedichtinterpretationen, klares Denken, Logik der Grammatik, Schönheit der Sprache, Filmanalyse, szenisches Interpretieren, auch Verfilmungen als Mittel der Interpretation …
Was gefällt Ihnen an der Weber-Schule und was finden Sie hier besonders wichtig?
Die Weber-Schule wirkt sehr offen und innovativ. Es gibt so vielfältige Möglichkeiten, beispielsweise in den Angeboten der Offenen Ganztagsschule, in dem Programm „Weber plus“. Schülerinnen und Schüler engagieren sich in verschiedensten Gruppen und Projekten, ob in der Bibliothek oder bei den Net-Pilot*innen oder im Sanitätsdienst – ich kann gar nicht alles nennen. Diese Vielfalt und das Engagement von allen hier an Schule Beteiligten finde ich großartig.
Was möchte Sie vielleicht auch verändern?
Veränderungen brauchen Ruhe und Zeit. Ich denke, in diesem Schulhalbjahr im Distanzlernen werde ich gar nicht viel Neues auf den Weg bringen können. Ideen habe ich natürlich schon, und die haben immer zum Ziel, die Identifikation der Schüler und Schülerinnen mit ihrer Schule zu stärken. Dazu gehören auf alle Fälle individuelle Förderung und jahrgangsübergreifende Aktivitäten, die Spaß machen und das Gemeinschaftsgefühl stärken.
Frau Wellach, wir danken Ihnen für das Interview.
Ich danke euch!
Das Interview führten Carolin Püst, Bennet Severin und Noel Strobel aus der Klasse 10b.